Ein Ausflug nach Andernach

Zweimal im Jahr planen der Seniorentreff des Nachbarschaftshauses Wiesbaden e.V. und die LAB – Leben aktiv bereichern – Wiesbaden einen größeren Ausflug zu besonderen Zielen im nähren Umland. Nachdem der erste Ausflug in diesem Jahr an einem sehr heißen Tag im Juli zur Landesgartenschau in Fulda führte, ging es Mitte September nach Andernach, um ein wenig von der Stadt zu sehen und vor allem den Geysir und das zugehörige Geysir-Zentrum zu besuchen. Auch dieses Mal war uns das Wetter wohlgesonnen und wir starteten bei Sonnenschein in den Ausflugstag. Nach planmäßiger Ankunft mit Reisebus in Andernach, brach ein Teil der Reisegruppe zu einem gemeinsamen Mittagessen in einem urigen Lokal im Ortskern auf, während der andere Teil der Gruppe sich ein anderes Plätzchen zum Mittagsessen in der beschaulichen Altstadt suchte. Im Nachgang des Essens gab es für alle einen Verdauungsspaziergang, um die Gässchen und das Städtchen Andernach zu erkunden.

Andernach, am linken Ufer des Rheins im Neuwieder Becken gelegen, gehört mit zu den ältesten Städten Deutschlands. Das 2000-jähriges Bestehen wurde hier im Jahr 1988 groß gefeiert, inzwischen hat das Städtchen gut 30.000 Einwohner. Ein Rundgang durch die Andernacher Altstadt führt entlang zahlreicher Sehenswürdigkeiten, welche die über 2.000-jährige Geschichte der Stadt widerspiegeln. Hier zu nennen ist unter anderem der 56 Meter hohe „Runde Turm“, ein Wehrturm aus dem Mittelalter, welcher einem Sprengversuch der Franzosen im Jahre 1689 standhielt, wovon heute noch ein Loch in der Seite des Turmes zeugt. Auch der romanische Mariendom mit seiner wunderschönen Innengestaltung und prunkvoll geschnitzten Kanzel aus Eichenholz ist einen Besuch wert, wie auch ein recht neuer Skulpturengarten, der unter anderem farbenfrohe Glasskulpturen beherbergt. So schön diese sind, für die heimische Fensterbank eignen sie sich nicht, so misst das Chamäleon stolze 1,50 Meter und ist eher nicht für den schnellen Abtransport gedacht.

Ein weiterer Zeitzeuge der einem beim Spaziergang durch den Ort begegnet, ist das Rheintor. Vielleicht hat der ein oder andere schon von der Sage der „Andernacher Bäckerjungen“ gehört, in welcher das Rheintor eine Rolle spielt. Die Sage sagt, dass sich die Linzer (rechtsrheinisch gelegen) an den Andernachern (linksrheinisch gelegen) wegen einer Rückverlegung des sogenannten Rheinzolls nach Andernach rächen wollten. Der Plan war ein nächtlicher Überfall, der durch zwei wache Bäckerjungen – der Rest der Stadt schlief tief – vereitelt wurde.  Die Bäckerjungen bewarfen die vor dem Rheintor bereits in Position stehenden Angreifer mit Bienenkörben und setzten die Angreifer so außer Gefecht.

Die Stadtwache wurde dann per Sturmglocke auf die Mauern alarmiert, sodass die Linzer nun keine andere Möglichkeit mehr hatten, als ziemlich zerstochen und mit blutigen Nasen abzuziehen. Wer mit wachen Augen die Rheinstraße hinuntergeht, sieht oberhalb des Rheintors heute –in Erinnerung an diese Sage- Bienenstöcke und Bienenkörbe stehen. Der Honig dieser Bienen soll ganz besonders gut sein.

Aber Andernach hat noch mehr zu bieten: Die Stadt ist auch als „Essbare Stadt“ bekannt. Dieses nachhaltige Konzept der Grünraumplanung wurde bereits mehrfach mit Gold prämiert. Im Bereich des Stadtgrabens wurde eine Vielzahl essbarer und ebenso ansprechender Nutz-Gehölze gepflanzt. Neben Mandel- und Pfirsichbäumen findet man auch Spalierbirnen und Mispeln. Ziel des Projektes ist es, die Stadt als Lebensmittel-Punkt (hier die Betonung auf das Wort Lebensmittel) erlebbarer zu machen. Städtische Flächen sollen multifunktional so gestaltet werden, dass auch ein Nutzaspekt anvisiert wird. Auch soll die städtische Bevölkerung hierdurch mehr für das öffentliche Grün sensibilisiert werden und gegebenenfalls auch in die Nutzung und Pflege dieser Grünflächen eingebunden werden.

Nun kommen wir zum Highlight des Stadtbesuches: dem Kaltwasser-Geysir, welcher der höchste seiner Art weltweit ist. Es brodelt, sprüht und regnet für etwa 8 bis 15 Minuten, wenn der Geysir mehrmals am Tag zum Leben erwacht. „Wie eine geschüttelte Mineralflasche“, teilte der Guide im Geysir-Entdeckungszentrum, unserer Gruppe mit. Es wurde gestaunt, als zuerst der Film zum Naturphänomen im Geysir-Zentrum abgespielt wurde, denn so etwas sieht man nicht alle Tage. Nach dem Film gingen wir zur nahegelegenen Anlegestelle des Schiffs, das uns innerhalb von etwa 15 Minuten zur unter Naturschutz stehenden Halbinsel „Namedyer Werth“ brachte, auf welcher sich der Geysir befindet. Die Fahrt mit der MS Namedy selbst ist schon ein Erlebnis, vorbei an den wunderschönen Rebsteilhängen und beschaulichen Orten. Auf der Halbinsel angekommen, führt ein Steg zum eigentlichen Ort des Geschehens und dort wurden auch schon die ersten Fotoapparate und Telefone gezückt – So etwas musste man ja schließlich festhalten! Der Geysir zeigte sich zwischen den kupferroten Steinen mit anfänglich leichtem Blubbern und Zischen und steigerte sich im strahlenden Sonnenschein zu einer 60 Meter hohen Fontäne aus Wasser, angereichert mit jeder Menge Kohlensäure.

Als das Spektakel vorüber war, ging es wieder auf das Schiff und man ließ das Erlebnis bei Kaffee und Kuchen Revue passieren. Der Tag war, nicht nur wetterbedingt, wunderschön und wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten gemeinsamen Ausflug. Vielleicht sind Sie dabei?

Susanna Wetzling und Miriam König

Bildquellen:

Runder Turm: Bildquelle: https://global.museum-digital.org/singleimage?imagenr=140764

Die weiteren Bilder von Privat (Susanna Wetzling und Julia Przybysz)